Wem gehört das Gas in unseren Speichern?

Auf Twitter ist dazu folgender Thread von „Irmi Salzerin“ zu lesen:

 

Wem zum Teufel nochmal gehört das Gas in Österreichs Speichern? Wer hat darauf Zugriff? Warum sagt die Regierung dauernd, dass der Speicherstand wichtig ist, wenn das Gas gar nicht UNS gehört? Ich versuche es nochmals. Wird länger.

Der ö Gasmarkt wurde liberalisiert, Anfang der 2000-er Jahre. Ist so, kann man* gut oder weniger gut finden. Er wurde sogar noch mehr liberalisiert als der Strommarkt. Dh, Unternehmen kaufen, verkaufen, speichern, handeln mit Gas. Davon haben alle viele Jahre profitiert.

Jetzt ist Krieg in Europa. Und der Kriegstreiber hat uns alle in der Hand, weil er Energie und besonders Gas als Waffe benutzt. Die Preise steigen katastrophal, alle sind verunsichert, werden wir frieren? Sperrt die Industrie zu? Die Unternehmen? Fragen, Angst, Wut.

Wenn also nicht klar ist, wieviel und wie lange der Diktator noch Gas schickt, dann ist eines klar. Wir müssen vorsorgen. Von anderen Ländern einkaufen, mit anderen – erneuerbaren, please, aber wir nehmen sogar Öl u Kohle – Brennstoffen ersetzen, und enorm wichtig – speichern.

Der Gasmarkt ist aber liberalisiert, remember! Wer kann also einspeichern? Die Marktteilnehmer. Und seit kurzem auch die Republik, mit einer strategischen Reserve. (Die gibt es bei Öl schon lange, bei Gas hat sie bis vor kurzem niemanden interessiert).

Jetzt hat Ö riesige Speicher. Im Verhältnis zum Eigenverbrauch die zweitgrößten der EU. Wenn sie voll sind, dann geht ein ganzer österreichischer Jahresverbrauch rein. Luxus! Andere Länder haben überhaupt keine, oder im Verhältnis kleine Speicher. Also nix wie vollfüllen!

Die Speicherfüllung wird also zur nationalen Sicherheitsfrage. Alle starren täglich auf die Füllstände. Und das ist auch gut und richtig, denn wenn kein neues Gas kommt, haben wir die Reserve. Aber hallo – da kommen wir drauf, dass wir ja einen liberalisierten Markt haben. Ups

Diejenigen, die einspeichern, sind Unternehmen. Also Energieversorgungsunternehmen wie die EVN oder die Wien Energie oder die Illwerke. Und es sind Industrieunternehmen wie die VOEST oder die AMAG. Und es sind Gashändler. Die Speicherbetreiber (die RAG, die Uniper, die OMV etc)

vermieten den Speicherplatz an diejenigen, die dafür bezahlen. So wie ein storage place für Private. Da fragt auch niemand, wer und warum sich da Speicherplatz mietet. Und wo er herkommt. Oder warum er da seinen Krimskrams lagert. Der Speicherplatz wird angeboten und jemand nimmt das Angebot an. Aber hallo, das können ja dann auch ausländische Kunden sein! Ja, klar. Wir sind in der EU. Der Energiemarkt ist liberalisiert. Jedes Unternehmen kann Speicherplatz mieten, egal, ob es österreichisch ist oder nicht. Und noch schlimmer:

Es kann ja auch ein österreichisches Unternehmen Speicherplatz mieten und dann das Gas gar nicht an österr Verbraucher verkaufen. Oder es kann ein Unternehmen Speicherplatz mieten und noch gar nicht wissen, an wen das Gas verkauft wird. Weil Markt, eh schon wissen.

All das geht natürlich auch umgekehrt. In der Slowakei gibt es Speicher, da haben sich Unternehmen eingemietet, die wollen das Gas an österr Verbraucher verkaufen. Oder in Deutschland. Liberalisierter Markt, ich wiederhole mich.

Es ist also völlig normal, völlig logisch und auch nicht die totale Katastrophe, dass in österr Gasspeichern auch Gas eingespeichert ist, das nicht oder nur vielleicht oder möglicherweise für österr Verbraucher bestimmt ist. Und es ist jetzt nicht der Skandal, dass man * das nicht genau sagen kann. Weil eben Markt. Weil die Unternehmen auch nicht verpflichtet sind, das Gas für gewisse Kunden vorzuhalten. (Ausnahme sind die Energieversorger, die müssen Gas für die Haushalte für eine gewisse Zeit speichern – übrigens auch erst seit kurzem).

Ein Getreidehändler, der ein paar Tausend Tonnen Weizen eingelagert hat, der muss seine Kunden auch nicht im Vorhinein kennen. Er wird Langzeitverträge mit Mühlen odervBäckern haben, aber vielleicht verkauft er auch an der Börse? Oder ins Ausland? An den Meistbietenden?

Warum betont die Politik dann immer, dass der Speicherstand so wichtig ist? Wenn es doch gar nicht UNS gehört? 1. Ist der Krieg, die Energiekrise ein gesamteuropäisches Problem. Also müssen wir ALLE die Speicher füllen. Damit es in der ganzen EU nicht zur Katastrophe kommt.

2. Kann der Staat im ABSOLUTEN NOTFALL den Markt außer Kraft setzen und eingreifen. Also letztendlich enteignen (gegen Entschädigung, klar – sonst würde ja auch niemand mehr einspeichern). Und nein, das würde nicht heißen, dass wir die slowenischen Nachbarn frieren lassen.

Es gibt europäische Solidaritätsmechanismen, gesetzlich festgelegt. Wir werden und wir müssen einander helfen. Und wir müssen gleichzeitig alle in der gesamten EU vorsorgen, dass die Speicher voll sind, damit uns Putin nicht kalt erwischt. Das ist ein gesamteuropäischer Kraftakt.

Es wär daher total super, wenn alle, die nicht nur sinnlos polemisieren wollen, endlich mit der Frage aufhören würden, wem zum Teufel das Gas in UnSerEN Speichern gehört. Wir brauchen diese Reserve. Alle gemeinsam. Es ist unsere Verantwortung, und die endet nicht an nationalstaatlichen Grenzen, dass uns nicht vom Erpresser und Kriegsherr auseinander dividieren lassen. Wir werden diese Krise nur europäisch lösen. Fin.

 

2 Antworten

  1. widhalm gustl sagt:

    Endlich sagt jemand wie es mit dem Gas wirklich ist.Die rein für. Österr.gas speicher Kapazitet ist Minimal zum Speichervolumen in Natura!

  2. Opa sagt:

    Die Regierung der 2000er Jahre wirkt sich also auch heute noch aus, Damals wurde halt sehr viel privatisiert!

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