Covid-19 – Freitag = Ampeltag
Die Fallzahlen steigen nicht nur in Österreich wieder kontinuierlich an, Grund genug für einen – ausführlicheren – Kommentar.
Zunächst zwei Grafiken zur Entwicklung seit Februar bis heute:
Was unterscheidet die jetzige Situation von jener Mitte März?
Mitte März:
- Das Virus verbreitete sich exponentiell (1 Person steckte 2-3 andere an).
- Das Durchschnittsalter lag bei 50, da sich das Virus auch in Spitäler und Altersheimen ausbreiten konnte.
- Dementsprechend stark der Anstieg bei den Spitalsaufenthalten und Intensivstationen.
- Mittels Contact-Tracing + Quarantäne konnte das Virus nicht mehr eingefangen werden.
- Als Folge davon kam es zum Lockdown, und danach wurde das Tragen der Maske zur Gewohnheit.
- Regierung, Opposition und Sozialpartner handelten dabei einvernehmlich.
- Die Disziplin war vorbildlich und schon nach 4 Wochen wurden die Neuinfektionen auf ca. 30-40/Tag reduziert.
Aktuelle Situation:
- Die Fallzahlen steigen noch nicht exponentiell aber vor allem in Wien wieder sehr stark an.
- Das Durchschnittsalter liegt dzt. bei 30, da das Virus noch nicht in Spitälern und Altersheimen eingedrungen ist.
- Dementsprechend schlagen die steigenden Fallzahlen (noch) nicht auf die Spitalsaufenthalte durch.
- Das Virus wurde vorwiegend aus dem Urlaub (In- und Ausland) mit nach Hause gebracht, Familien und Abend-Gastronomie sind dzt. die häufigsten Cluster.
- Dzt. hat man mittels Contact-Tracing + Quarantäne noch alles halbwegs „im Griff“. (Es wird auch mehr getestet als im Mai.) Die Schulöffnung + bevorstehende Grippewelle könnten die Behörden aber bald überfordern.
- Durch den Wahlkampf in Wien werden die Covid-Maßnahmen teilweise zum Politikum. Unpopuläre Maßnahmen könnten die „Covid-Gegner“ stärken.
- Die Disziplin hat vor allem bei den Jüngeren nachgelassen (Freizeitverhalten).
- Die Situation entschärfen könnten Schnelltests, mit denen man „Spreader“ schnell absondern könnte.
In Wien gibt es dzt. mehr Infizierte als zum ersten Höhepunkt im März:
Zumindest in Wien ist die sogenannte zweite Welle m.E. schon angekommen. Kein Wunder, dass man sich strengere Maßnahmen von Seiten der Bundesregierung erwartet. Im Wahlkampf verbrennt man sich als Landespolitiker damit wahrscheinlich die Finger.
Aber jetzt zur „neuen“ Ampel:
Die offizielle Ampel sieht so aus:
… also sehr viel grün, und nur ein paar gelbe Flecken. Der Hinweis „geringes Risiko“ bei der Farbe grün unterstützt m.E. eher die bereits vorhandene (sehr) laxe Disziplin.
Eine Ampel, welche die Neuinfektionen der letzten 7 Tage pro 100.000 Einwohner zeigt, sieht hingegen so aus:
Ich denke, sie wäre besser geeignet um in den dunklen Bezirken etwas mehr Problembewußtsein zu erreichen.
Und wie sieht es im übrigen Europa aus?
Österreich liegt im Mittelfeld, Deutschland steht z.B. wesentlich besser da.
Abschließend noch ein paar Länder-Vergleiche weltweit:
Bleibt nur zu Hoffen, dass die Disziplin nicht noch weiter nachlässt. Vielleicht schaffen wir doch noch einmal eine Trendumkehr.
Nicht auszudenken, wenn das Weihnachtsgeschäft und der Wintertourismus wegbrechen. Dann wird die Prognose für den Wirtschaftseinbruch von ca. 7% nicht halten.
Aber ich rechne damit, dass spätestens nach der Wienwahl, wieder strengere Vorschriften rund um das Thema „Freizeitgestaltung am Abend“ kommen werden.
In einem Punkt sind sich doch alle einig: Kein zweiter Lockdown!
Beste Grüße
Karl
Nachtrag (12:45):
Der Vollständigkeit halber, die kurz vor Mittag verkündeten Einschränkungen:
- Mund-Nasen-Schutz verpflichtend im Handel, Dienstleistungsbereich, Behörden und Schulen (ausgenommen Klassenverband).
- Obergrenzen für Veranstaltungen: Drinnen max 50, im Freien 100 Personen.
- Großveranstaltungen: Drinnen max. 1.500, im Freien 3.000 Personen.
- In der Gastronomie müssen KellnerInnen wieder Maske tragen. (Barbereich bleibt tabu).
War zu erwarten.Viele Leute haben keine Ahnung was eine Pandemie wirklich ist und sind sorglos oder nicht gescheid!!!