Covid-19 (47) – Herdenimmunität

Boris Johnson wollte ursprünglich eine andere Strategie als die meisten westlichen und asiatischen Länder einschlagen. Nämlich die der Herdenimmunität. Damit die Wirtschaft nicht allzuviel Schaden nimmt, sollten die „Alten“ isoliert werden, und die „Jungen“ sich möglichst rasch gegenseitig anstecken. Nach ein paar Wochen wäre dann das Schlimmste überstanden, weil die UK-Bewohner ausreichende Herdenimmunität aufweisen würden. Bekanntlich hat er sich dem öffentlichen Druck bald beugen müssen, nachdem ihm zahlreiche Wissenschafter vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems gewarnt haben, und die ersten Bilder von überlasteten Spitälern in den Medien aufgetaucht sind. Spät aber doch fahren sie in Großbritannien eine ähnliche Strategie wie in den meisten westlichen und asiatischen Ländern. (Zuerst Vollbremsung verbunden mit einer „Schulung“ der Bevölkerung, und nach 6-8 Wochen dann die schrittweise Rückkehr)

Aber ich möchte das Beispiel Herdenimmunität gedanklich für Österreich einmal durchspielen.

Man müsste z.B. den Pensionisten (ca. 2,5Mio.!) und der Hochrisikogruppe (ca. 90Tsd.) klar machen, dass sie sich „freiwillig“ in Isolation begeben, und persönliche Kontakte unter allen Umständen vermeiden müssten. Wir hätten dann also so eine Art „2-Klassengesellschaft“. Die einen leben fröhlich weiter und der Rest sieht zu. Ich halte es nicht nur für rechtlich schwierig so etwas zu verordnen (Gleichheitsgrundsatz!), sondern auch praktisch – welcher vitale Pensionist lässt sich schon gerne diskriminieren.

Aber jetzt zu den „Jungen“. Denen wird erklärt, dass die bisherige Strategie zu lange dauert, diese der Wirtschaft enorm schadet, und daher ab sofort wieder „Dolce Vita“ erlaubt ist. Mal angenommen es machen wirklich alle mit. Das Corona-Virus wird sich wieder schnell ausbreiten. Auch wenn 90% mit einem milden Verlauf davonkommen, werden die Spitalsbetten bald überfüllt und auch Corona-Tote zu beklagen sein. In den (Krawall-)Medien wird darüber in großen Lettern berichtet, und wer glaubt, dass das am Verhalten der „Jungen“ nichts ändert der irrt. Ein Großteil wird sich aus Angst wieder an die Empfehlungen: Abstand halten, Hände waschen, Maske benutzen … halten, und dann ist es vorbei mit einer raschen Herdenimmunität.    

Mir ist das Szenario, welches der allseits bekannte Virologe Drosten in einem ZIB2-Interview dargelegt hat, wesentlich sympathischer: 

Er rechnet mit einer breit verfügbaren Impfung in ca. einem Jahr(!) Bis dahin müssen wir danach trachten, das Virus unter Kontrolle zu halten (D.h.: Spitalssystem nicht überfordern). Im Sommer wird das mit lockeren Maßnahmen realisierbar sein. Im Herbst ist jedoch mit einer nächsten Grippe-Welle zu rechnen, da könnte (punktuell) auch ein Shutdown notwendig sein. Ich denke, der Mann weiß wovon er spricht und hoffe, dass er Recht hat.

Witschaftlich kann sich Österreich diesen Weg leisten. Das WIFO rechnet für 2020 mit einer Rezession in Höhe von 5,25 – 7,5%, einem Budgetdefizit von 7,5 – 10% und einer Arbeitslosenrate von 8,75 – 9,1%. Für 2021 wird ein Wirtschaftswachstum von 3,5% prognostiziert.

Und weil Schweden als Beweis dafür genannt wird, dass es auch ohne Lockdown geht. Seht Euch einfach die Zahlen an. Bisher 2.192 Tote und während sich die Kurve der Neuansteckungen bei uns schon sehr stark abgeflacht hat, steigt sie dort noch immer linear an. Und für den Fall, dass die Schweden weiterhin ihre Geselligkeit in Bars und Restaurants unter Missachtung der Abstands-Empfehlungen ausleben, wurden schon gesetzliche Maßnahmen angedroht.

Aber jetzt zu den erfreulichen Zahlen für Österreich:

  

Ländervergleich:

Wünsch Euch einen schönen Sonntag!

Beste Grüße

Karl

Eine Antwort

  1. Mama sagt:

    Es gibt bald ein Wiedersehen. Liebe Grüße.

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